die Checkliste: Beurteilungskriterien für Multimedia-Anwendungen
Multi-Media-Applikationen benötigen lange Entwicklungszeiten,
in denen sich die technischen Möglichkeiten monatlich ändern.
Manche Produkte sind zumindest technisch überholt, wenn sie auf
den Markt kommen. Aber sind sie deswegen qualitativ minderwertig?
In dieser Liste haben wir Kriterien zusammengefasst, die Ihnen helfen
sollen, Ihr Produkt neutraler beurteilen zu können. Und, wenn
Sie gerade eine CD-ROM (oder einen Web-Auftritt oder ein Info-Terminal
planen), hilft Ihnen diese Liste, Ihre Prioritäten zu setzen.
Anmerkung: Die aufgeführten Kriterien sind zum Teil Maximal-Forderungen,
die sich nur mit einem entsprechenden finanziellen Aufwand realisieren
lassen. Teilweise können sich auch Kriterien gegenseitig ausschließen und
nicht alle Kriterien sind sinnvoll für alle Anwendungsarten von
„Multimedia“.
An diesen Punkten müssen Anforderungen gegeneinander, gegen die
Anwendungsart und gegen das Budget abgewogen werden.
Die Liste bezieht sich besonders auf das Anwendungsfeld „Museum“.
Der Inhalt
Darum geht es ja schließlich. Wird das Vermittlungsziel mit den
eingesetzten Medien erreicht?
Originalität:
- Ist der Inhalt neu, bzw. werden neue Aspekte zu einem bekannten
Inhalt präsentiert?
Multimedialität:
- Werden unterschiedliche Medien benutzt und passen diese zum Inhalt
und zum Benutzerkreis?
Benutzer:
- Sind unterschiedliche Benutzergruppen und deren Bedürfnisse
berücksichtigt, u.U. auch dadurch, dass sie mit unterschiedlichen
Inhalten bedient werden?
Objekte:
- Wird der Kontext und die Bedeutung des Objekts deutlich und sind
alle Informationen wiedergegeben?
- Wird auf das reale Objekt verwiesen
und steht das Computersystem auch in einem räumlichen Zusammenhang
mit dem Objekt?
- Macht die Präsentation Lust auf das „Echte
Ding“?
- Gibt es eine Referenz für die Farbwiedergabe
auf CD-ROMs?
Quellen:
- Sind die Quellen für den Inhalt einfach zugänglich und
sind diese Quellen (z.B. andere Websites) hilfreich und ausführlich?
- Ist
der Ton von Text und Sprache autoritär, oder lässt
er Zweifel, Fragen und Unsicherheit zu?
Kulturen:
- Nimmt die Präsentation Rücksicht auf kulturell bedingte
andere Sichtweisen?
- Ist sie mehrsprachig?
Rechte:
- Sind die Nutzungsrechte geklärt?
- Werden nutzungsrechtliche
Zusammenhänge explizit erwähnt?
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Die Funktionalität:
Es gibt so viele Möglichkeiten mit dem Computer. Werden
die auch eingesetzt? Und was hat der Benutzer davon...
Interaktivität:
- Machen die Interaktionen Sinn in Bezug auf das Vermittlungsziel
und passen sie zum Inhalt?
- Motiviert die Interaktionsmöglichkeit
dazu, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen?
- Gibt es Interaktionsmöglichkeiten
mit Objekten, die mit dem realen Objekt nicht möglich wären
(z.B. es durchleuchten)?
- Werden neuartige, überraschende
oder ungewohnte Interaktionsmöglichkeiten genutzt?
- Kann
der Benutzer Kommentare speichern (Web, POI)?
Suche:
- Gibt es Suchmöglichkeiten?
- Freitextsuche oder nach Katalogen?
- Fehlertolerant
und trotzdem mit passenden Ergebnissen?
- Können die Ergebnisse
gedruckt werden?
Dokumentation:
- Sind die Funktionen des Systems einfach und leicht zugänglich
erklärt?
Protokoll:
- Wird die Nutzerinteraktion protokolliert und haben diese Protokolle
Auswirkungen auf den Ablauf oder die Optimierung des Systems?
Aktualität:
- Ist die Multimedia-Anwendung zum Zeitpunkt ihrer Erstinstallation/ihres
Erscheines aktuell?
- Kann der Inhalt aktualisiert werden?
Verfügbarkeit:
- Ist die Existenz der Multimedia-Systeme bekannt?
- Ist eine CD-ROM/Website
leicht erhältlich/zugänglich und in allgemeinen Verzeichnissen
gemeldet?
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Das Interface:
Und Bedienbarkeit. Wird ein durchschnittlicher Benutzer motiviert
und in die Lage versetzt, sich mit dem „Multimedia-Dings“ auseinanderzusetzen?
Struktur:
- Ist die Struktur erkennbar, durchgängig, symmetrisch und vorhersagbar
oder kann der Benutzer verlorengehen?
- Ist die Navigationstiefe
dem Vermittlungsziel bzw. dem Zweck der Anwendung angemessen?
- Gibt
es ein Flowchart oder eine Übersicht?
Reaktion:
- Wird eine Bearbeitung von Benutzereingaben so angezeigt, dass der
Benutzer beurteilen kann, ob das System noch arbeitet?
Interaktion:
- Sind die Interaktionsmöglichkeiten offenkundig bzw. einfach
zu erlernen?
- Gibt es Hilfestellung während der Interaktion?
- Wenn
mehrere Systeme in einem Museum installiert sind: Ist an einem System
Gelerntes auf anderen Systemen anwendbar?
- Sind bei einem POI
unerwünschte Interaktionen mit Betriebssystem und Hardware
möglich?
Semantik:
- Sind Symbole und Icons allgemein verständlich?
Zugänglichkeit (Accessibility):
- Existiert ein Leitsystem, das Besucher auf das System hinweist,
bzw. sie hinführt?
- Ist die Präsentation auch für
Menschen mit verschiedenen Behinderungen zugänglich und erfahrbar?
- Web:
Die „Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung“ ist
zwar noch nicht bindend für alle Museen, aber wurde sie trotzdem
schon in die Konzeption mit einbezogen?
- Können auch Menschen
ohne Computer-Erfahrung den Computer bedienen, bzw. ist es einladend
für sie?
Räumliche Situation:
- Ist das System in einer Umgebung aufgestellt, die die Benutzung
fördert?
- Besteht ausreichend Diskretion und Ruhe?
Dauer:
- Haben die Informationseinheiten eine akzeptable Dauer?
- Wird
die verbleibende Zeit angezeigt?
- Kann er an jeder Stelle abbrechen
und etwas Neues auswählen (Fluchtmöglichkeit)?
Hilfe:
- Gibt es eine verständliche, vollständige Hilfefunktion?
- Gibt
es eine Hilfe außerhalb des Computers?
- Ist die Bedienung
auch für das Museumspersonal (Ein- und Abschalten, Wartung)
einfach gehalten?
- Gibt es für sie eine Dokumentation?
- Gibt
es eine Hotline?
Wartezeiten:
- Sind Ladezeiten erforderlich?
- Ist die Wartezeit akzeptabel?
- Wird
die verbleibende Zeit angezeigt?
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Das
Design:
Ist nur zum Teil Geschmackssache. Es gibt durchaus einige objektive Kriterien
für wirklich schöne (und brauchbare) Dinge.
Eindruck:
- Ist die Gestaltung ansprechend und dem Thema bzw. dem
Vermittlungsziel angemessen?
- Wurde die Gesamtgestaltung
der Ausstellung bzw. das Corporate Design des Museums
berücksichtigt?
- Berücksichtigt die Gestaltung
die (technischen) Eigenheiten des Mediums?
- Wurden
verbreitete Behinderungen berücksichtigt?
Nicht-visuelle Elemente:
- Wurde ein professioneller Sprecher beauftragt?
- Gibt
es störende Hintergrundmusik?
Gestaltungselemente:
- Wurden allgemeine gestalterische Grundsätze berücksichtigt
in Bezug auf Typografie, Farben, Flächen?
- Bilden
die gestalterischen Elemente ein „rundes“ Ganzes
und drängt sich kein Element in den Vordergrund?
- Wurde
auf Ladezeiten geachtet (v.a. Web, CD-ROM)?
- Ist
das Design technisch sauber ausgeführt?
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Die Umsetzung:
Was nützt die tollste Präsentation, wenn man vor dem ersten Absturz
nicht mal die erste Seite sieht?
Funktion:
- Funktioniert es?
- Gibt es Einbahnstraßen, Rechtschreibfehler,
Tote Links?
- Kann man es auf verschiedenen Betriebssystemen
benutzen (v.a. Web, CD-ROM)?
Installation und Wartung:
bei POI:
- Sind Hard- und Software aufeinander abgestimmt?
- Kann
die Wartung nach einer Einführung von Museumsmitarbeitern
durchgeführt werden?
- Ist ein Fachmann einfach
und schnell erreichbar bzw. vor Ort?
bei CD-ROM:
- Muss eine spezielle Installationsroutine aufgerufen
werden?
- Ist der Installationsvorgang einfach durchzuführen
und vollständig dokumentiert?
- Funktioniert der
Computer hinterher immer noch?
- Gibt es einen Un-Installer?
- Muss
man spezielle Hardware/Plug-Ins/Konfigurationen/Internet-Anbindung
haben?
Aktualisierung:
- Ist das System erweiterbar?
Portierbarkeit:
- Sind Inhalte in anderen Zusammenhängen nutzbar/archivierbar?
- Ist
die Struktur maschinenunabhängig?
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Der Gesamteindruck:
Jetzt kommt das Finale. Alle Einzelbewertungen fließen zusammen in die
B-Note.
- Ist die Multimedia-Anwendung insgesamt sinnvoll und stimmig?
- Sind
die (Lern-)Ziele der Anwendung zu erkennen und werden sie
erreicht?
- Ist der Preis (der CD-ROM oder Eintrittspreis)
angemessen im Verhältnis zum Erlebnis, (Lern-)erfolg?
- Waren
im Vorwege Informationen über das System erhältlich
und entsprechen diese der Realität?